Liebe Freunde und Förderer, liebe Leser diese Blogbeitrags, heute darf ich mich kurz bei Ihnen vorstellen. Mein Name ist Manfred Beck. Ich bin seit 1991 im Vorstand und seit 1998 Vorsitzender der Evangelisch-Lutherischen Kinderfreundgesellschaft e.V., dem Trägerverein des Sperlingshofes.
Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Sperlingshofes war ich viel mit Recherchen bzgl. der Geschichte des Waisenheimes im Zusammenhang mit der Erstellung einer Chronik beschäftigt. Eine Frage, die sich im Laufe meiner Arbeit immer wieder stellte, war: „Was ist mit dem Glöckchen des Sperlingshofes“, welches zur festlichen Einweihung noch geläutet hat, passiert?
Nach Aussagen von ehemaligen Heimkindern wurde in den 50er und 60er Jahren das Glöckchen weniger geläutet. Sie erzählten auch, dass nachts manchmal ein leises Läuten zu vernehmen war, welches vermutlich durch Eulen, die sich auf die Glocke setzten, verursacht wurde.
Nach der Entnahme der Glocke, wurde das Türmchen mit Schindeln verkleidet und verschlossen, damit sich dort keine Vögel einnisten.
Der Zufall kam mir bei meinen Nachforschungen im Februar 2022 zu Hilfe. Bei meinem Besuch bei einer ehemaligen Bewohnerin des Pfarrhauses am Sperlingshof stellte ich ihr die Frage nach dem verschwundenen Glöckchen. Sie konnte sich sofort deutlich erinnern.
Das ehemaliges Heimkind des Sperlingshofes, Hans Horsch, wurde mit 14 Jahren von dem damaligen Pastor und Hausvater des Heimes, Pfarrer Theodor und Frau Gunhilde Reuter, die im Pfarrhaus des Heimes wohnten, wie ein eigener Sohn aufgenommen. Er studierte Theologie und wurde in Bleckmar (Landkreis Celle) im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes nach Abschluss des Studiums, verabschiedet, bevor er in die Mission nach Brasilien ging. Der dortigen neu erbauten Kirche fehlte zu dieser Zeit jedoch im Kirchturm noch ein Glöckchen für den feierlichen Rahmen. In diesem Zuge machte sich unser Glöckchen still und leise vom Sperlingshof ca. 500 km in Richtung Norden nach Bleckmar auf den Weg. 60 Jahre war es somit unter einem anderen Kirchturm, um vielen Menschen den Weg in die Kirche durch sein helles Läuten zu zeigen.
Mit dieser erfreulichen Information konnte ich mich nun an die Lutherische Kirchenmissions-leitung in Bleckmar wenden. Nach Gesprächen und Befürwortung durch diese und dem zuständigen Gremium der Bleckmarer Mission, fuhr ich im Namen des Vorstandes des Trägervereins mit unserem heute 82-jährigen Missionar Dr. Hans Horsch, dem „vermutlichen Auslöser“ für diese „missionarische Glöckchenreise“, am 23.11.2023 nach Bleckmar.
In einer kleinen feierlichen Übergabe in der Kirche der Lutherischen Bleckmarer Mission konnte unser Hans Horsch (l.), für den das Glöckchen das erste Mal in Bleckmar läutete, aus den Händen des Missionsdirektors Herrn Roger Zieger (2.v.l.) und Pfarrer Martin Benhöfer das Glöckchen entgegennehmen. Der Bogen vom Sperlingshof zur Bleckmarer Mission und zurück wird sinnbildlich wie ein geistiger Regenbogen unserer Diakonie- und Missionsarbeit gedeutet.
Im Namen des Vorstandes des Trägervereins überreichte ich als Geste der Dankbarkeit und Verbundenheit unsere neu erstellte Chronik und ein handbemaltes und handgefertigtes Keramikmodell unseres Sperlingshofes um das Jahr 1923, das mit einem Teelicht im Inneren hell wärmend beleuchtet werden kann.
Leider konnten wir die Glocke nicht unbeschadet in Empfang nehmen. Die Jahre im offenen Glockenturm haben ihre Spuren hinterlassen.
Nun hoffen wir, dass wir rechtzeitig einen Glockengießer finden, der sie wieder im finanzierbaren Rahmen „runderneuern“ und wohlerklingen lassen kann, so dass sie nach der Sanierung des Sperlingshofes wieder zur Ehre Gottes erklingen darf.